DER UNSICHTBARE ZOO
THE INVISIBLE ZOO
Deutschland 2024, 178 Min
Regie, Buch: Romuald Karmakar
Produzent: Romuald Karmakar
Ko-Produzent: Andro Steinborn
Kamera: Frank Griebe, Ian Oggenfuss, Romuald Karmakar
Orignalton: Dieter Meyer
Schnitt: Romuald Karmakar, Karin Nowarra
Mischung: Matthias Lempert
Redaktion: Dagmar Mielke (rbb/ARTE), Matthias Leybrand (BR), Christian Granderath (NDR),
Mirjam Dolderer (SWR)
Produktion: Pantera Film GmbH
Ko-Produktion: Arden Film GmbH, rbb/ARTE, BR, NDR, SWR
Zusammenarbeit: ARTE, The Post Republic
Förderung: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg, Film- und Medienstiftung NRW (Referenzmittel), Deutscher Filmförderfonds
Bild/Ton: 1:1,85, 4k DCP, Farbe, 5.1
Verleih D: n.n.
Verleih CH: n.n.
Herstellungsleitung: Andro Steinborn
Produktionsleitung: Robert Thomann
Produktionsleitung (rbb): Paul Thimm
Zusatz-Tonmeister: Florian Hinder, Ben Krüger, Oliver Göbel, Marco Teufen, Michael Arens
Zusatz-Kamerassistenz: Nina Kerschbaumer
Schnittvorbereitung: Uwe Klimmeck
AVID-System: Peter Baranowski
Transkript/Übersetzung: Robert Thomann, Matthias Hafner, Nicole Schnyder
Postproduktion-Supervision: Robert Thomann
Bildpostproduktion: The Post Republic
Inhouse Producer: Petra Kader-Göbel
Colorist: Martin Szafranek, Gregor Pfüller
DI Supervisor: Artem Stretovych, Gregor Wille
Musterbearbeitung: Christian Bach, Alexander Beyer
Schnittassistenz: Karen Kramatschek
Tonbearbeitung: Matthias Lempert
Mischstudio: sehohrkester
Titel: Robert Thomann
Filmgeschäftsführung: Monika Wank, Constanze Heymann
Rechtsberatung: Brehm & v. Moers, Thomas G. Müller
Musik (end credits): "Planet Zorg" by Roman Flügel
© Edition Roman Flügel adm. von Sony Music Publishing (Germany) GmbH
Mit freundlicher Genehmigung von Sony Music Publishing (Germany) GmbH
und Dial Records
NEWS
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Über die Jahreszeiten hinweg wird vom Leben, der Arbeit, den Tieren und Besucher*innen des Zoo Zürich erzählt, eine Institution, die zu den führenden zoologischen Gärten Europas zählt.
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Following the seasons, a film about life, work, animals and visitors at Zoo Zurich, an institution that is one of the leading zoological gardens in Europe.
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Das Kino meiner Träume, dachte ich, darf es nicht geben, ich würde aufhören, danach zu suchen. In den acht Jahren, in denen ich an diesem Film gearbeitet habe, das Budget war auf 50 Drehtage und vier Jahreszeiten ausgerichtet, musste ich oft an Mendel Singer denken, die Hauptfigur in Joseph Roths "Hiob", der nach dem Verlassen seiner russischen Heimat in New York zuerst seine Familie, dann seinen Glauben und am Ende sich selbst verliert. Er sei nur noch der Rest von Mendel Singer, sagte er da.
Der Schneideraum ist auch ein gefährlicher Ort. Übermüdet saß ich wieder vor den Mustern aus dem Stall der Mongolischen Wölfe und starrte auf das Fleisch, das die Tierpflegerin ausgelegt hat. Sie haben die Kamera gerochen, das Ungewohnte in ihrem Rückzugsraum und lieber das Futter den Fliegen überlassen, als uns einen Gefallen zu tun. Meine Verzweiflung jedoch war erst dann spürbar, als ich die Fliege in meinem Zimmer von denen im Stall nicht mehr unterscheiden konnte. Ich legte den Kopfhörer ab, ließ den Ton über die Lautsprecher laufen und versuchte, für klare Verhältnisse sorgen. Die Fliege war keine Kleinigkeit und ich brach die Arbeit ab. Beim Einschlafen habe ich tatsächlich an Brecht denken müssen und mir gewünscht, er hätte sein Gedicht vom Zweifler nie veröffentlicht.
Am nächsten Tag lasse ich mich von einem Blaupunktrochen verzaubern, ein hidden treasure. Im Quarantänebecken des Zoo-Aquariums konnten wir es von unten filmen. Man lernt über diese Tierart, wie alt sie ist und glaubt, wenn es senkrecht nach oben schwimmt, einen Vogel im Wasser zu sehen. Man ist überrascht, wie die verschiedenen Einstellungsgrößen die tatsächlichen Verhältnisse umdeuten, man freut sich, dass es die eigene Kamera war, die einen austricksen wollte und dankt dem Schnitt, mit seinen checks und balances die Sequenz voran gebracht zu haben.
Endlich fühlt man sich bereit, von den 6500 Einstellungen, die wir gedreht haben, das schwierigste Material anzugehen, die Szenen mit den Phasmiden. Diese Insekten schützen sich, anders als leuchtstarke Pfeilgiftfrösche, über die Perfektion ihrer Tarnung, dadurch sind sie aber auch tödlich für andere. Bei den Dreharbeiten gab es keinen anderen Ort, an dem sich die Begeisterung der Besucher über das Nichtsehen, das Nichterkennen können, so verdichtet hat, wie vor diesem Terrarium von 1x2 Metern. Die Gespenstschrecke sah aus wie ein Ast, das Wandelnde Blatt glich der Wandlung einer Pflanze. Die Täuschung und Die Erkenntnis in ein Bild, eine Einstellung oder gar in einem magischen Moment festzuhalten blieb immer eine Herausforderung. An diesem Abend konnte der Schnitt uns nicht unterstützen.
Noch im Halbschlaf lese ich, wie mittlerweile 700 Affenarten bestimmt werden können, vor 50 Jahren waren es noch 250. Ich denke an die 500 Tiere, die Aristoteles, der Begründer der Zoologie, vor über 2000 Jahren beschrieben hat. Ich denke an das Höhlengleichnis seines Lehrers, die erste Beschreibung eines Kinoerlebnisses in unserer Kultur. Ob die filmische Realisierung des Gleichnisses einfacher sein würde als die Szene mit dem Wandelnden Blatt, will ich noch wissen.
Nein, ich fürchte mich nicht vor den Vorsokratikern, die noch zu entdecken sind. Ich vertraue ihnen bereits, denn sie wußten, dass Blitz und Donner nicht dem Zorn des Zeus geschuldet sind. Mit ihrer unerschöpflichen Neugier haben sie zweihundert Jahre lang immer wieder die Erde auf den Kopf gestellt, nach den Ursprüngen gesucht, uns vom Werden und Vergehen erzählt. Wie leichtfertig tauschen wir heute diesen Wert gegen ein Regalsystem, in das alles eingeordnet werden muss. Viele gehen dieser Arbeit täglich gerne nach. Das beruhigt, entlastet, es dient aber nicht dem Verstehen, es vernichtet die Vielfalt. Endlich bin ich weg, träume von einer großen, wirklich freien Handelszone der Ambiguität, in der sich die Kunst, mit dem Film als schönes Mittel, gegen die Vereindeutigung der Welt stellt.
Romuald Karmakar, Januar 2024
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The cinema of my dreams, I thought, should not exist; I would stop searching for it. In the eight years I worked on this film, the budget was allocated for 50 shooting days and four seasons, I often had to think of Mendel Singer, the main character in Joseph Roth's 'Job,' who, after leaving his Russian homeland, first loses his family, then his faith, and ultimately himself. He said he was only the remains of Mendel Singer.
The editing room can be a dangerous place. Exhausted, I sat again in front of the rushes from the Mongolian wolves' stable and stared at the meat laid out by the animal keeper. They smelled the camera, the unfamiliarity in their retreat, and preferred to leave the food to the flies rather than do us a favor. However, my despair was only palpable when I could no longer distinguish the fly in my room from those in the stable. I took off the headphones, let the sound play through the speakers, and tried to create clarity. The fly became no trivial matter, and I abandoned the work. Falling asleep, I actually had to think of Brecht and wished he had never published his poem about the doubter.
The next day, I let myself be enchanted by a blue-spotted stingray, a hidden treasure. In the quarantine tank of the zoo aquarium, we were able to film it from below. One learns about this species, how old it is, and believes that when it swims vertically upwards, one sees a bird in the water. One is surprised at how different framing sizes reinterpret the actual proportions; one is pleased that it was one's own camera that wanted to trick us and thanked the editing, with its checks and balances, for putting forward the sequence.
Finally, one feels ready to tackle the most challenging material from the 6500 shots we took, the scenes with the phasmids. Unlike brightly colored poison dart frogs, these insects protect themselves through the perfection of their camouflage, but thereby are also deadly to others. During the shooting, there was no other place where the visitors' enthusiasm for not seeing, for not being able to recognize, condensed as much as in front of this 1x2 meter terrarium. The stick insect looked like a branch; the walking leaf resembled the transformation of a plant. Capturing deception and knowledge in one image, one shot, or even in a magical moment always remained a challenge. On that evening, the editing could not support us.
Still half asleep, I read how nowadays 700 species of monkeys can be identified, 50 years ago there were only 250. I think of the 500 animals described by Aristotle, the founder of zoology, over 2000 years ago. I think of his teacher's allegory of the cave, the first description of a cinematic experience in our culture. Whether the cinematic realization of the allegory would be easier than the scene with the walking leaf, I still wanted to know.
No, I do not fear the pre-Socratics yet to be discovered. I already trust them because they knew that lightning and thunder were not owed to the wrath of Zeus. With their inexhaustible curiosity, they turned the earth upside down for two hundred years, searching for origins, telling us about becoming and passing away. How casually do we today exchange this value for a shelving system into which everything must be classified, and many gladly engage in this work daily. It soothes, relieves, but it does not serve understanding; it annihilates diversity. Finally, I'm gone, dreaming of a large, truly free trade zone of ambiguity, where art, with film as a beautiful means, stands against the simplification of the world.
Romuald Karmakar, January 2024
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Sound Memo I Image vs. Sound: Counterpoint, by Matthias Lempert, Feb 2024
Extract from the application of Pantera Film to BKM/FFA for an extension of the completion deadline from June 30, 2023, to August 30, 2023.
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Takeaways zum Thema Zoo und zum Film DER UNSICHTBARE ZOO, von Romuald Karmakar
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Takeaways on the topic of zoos and the film THE INVISIBLE ZOO, by Romuald Karmakar
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AUSZÜGE AUS UNTERLAGEN DER PRODUKTION
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EXCERPTS FROM PRODUCTION DOCUMENTS
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